Jeden Tag neu kümmern wir uns mit vielen kleinen und großen Dingen darum, die Welt etwas nachhaltiger zu machen. Viele helfen mit, der Klimakrise etwas entgegen zu setzen. Das viel größere Problem dahinter ist jedoch die Rohstoffkrise, die scheinbar ungebremst auf uns zukommt. Wir werden uns damit beschäftigen müssen, so viel steht fest.
Das Raumschiff Erde
Spätestens seit der im Dezember 1968 erfolgten Aufnahme der neben dem Mond aufgehenden Erde, die uns die Zerbrechlichkeit unserer Existenz mit aller Macht vor Augen führt, können (und müssen) wir unseren Heimatplaneten als ein Raumschiff begreifen, in dem wir die Verantwortung haben, für unser eigenes Überleben zu sorgen.
Auf Dauer wird dies nur gelingen, wenn wir das, was uns die Erde zur Verfügung steht, nicht verbrauchen, sondern uns immer wieder neu nutzbar machen. Wir müssen zu einer zirkularen Weltwirtschaft kommen: Einerseits erneuerbare Materialien umweltverträglich der Natur zu entnehmen und die Abfallprodukte wieder dorthin zurückzuführen, andererseits nicht erneuerbare Materialien wie Metalle, Plastik, Glas, Papier oder Baustoffe nach ihrem Gebrauch dem Wirtschaftskreislauf durch Wiederverwendung, Reparatur, Wiederaufbereitung und Recycling wieder neu zuzuführen.
Von diesem Ziel sind wir allerdings nicht nur weit weg, sondern haben uns in den letzten Jahren trotz aller Maßnahmen zum Schutz der natürlichen Ressourcen sogar noch weiter entfernt. Tatsache ist: Wir leben auf Kosten des Planeten und verschärfen damit die soziale Ungleichheit zwischen Arm und Reich immer noch weiter.
Nicht nur das: Wir leben in zwei Welten, obwohl wir doch nur eine sind. Auf der einen Seite die Welt des Überflusses mit allen Zeichen und Nebenwirkungen des Wohlstandes, auf der anderen Seite die für alle anderen, die mit dem Rest auskommen müssen von dem, was noch übrig geblieben ist.
Wir alle wissen, dass ein Raumschiff auf diese Weise seine Reise auf Dauer nicht erfolgreich bestehen kann. Für beide Welten stellt sich letztlich die gleiche Frage, nämlich die nach dem Überleben. Denn klar ist, dass das jetzige Wirtschaften zwangsläufig in eine Sackgasse wird führen müssen.
Dies alles liegt in der Verantwortung jedes Einzelnen, mehr aber noch in der der gesellschaftlichen und politischen Systeme, in denen wir zu Hause sind. Hier erleben wir, dass die Staaten mit ihren Möglichkeiten an ihre Grenzen stoßen. Kurz über lang wird es erforderlich werden, über Staatsgrenzen hinaus Systeme zu entwickeln, die es ermöglichen, das Raumschiff Erde in der Welt gemeinsam zu steuern.
Die Grenzen des Wachstums
Vergleicht man Fotografien aus der Zeit um 1900 mit heutigen Arbeits- und Lebensgewohnheiten, lässt sich schnell erahnen, welche rasante technologische Entwicklung auf der Erde seither stattgefunden hat. Im gleichen Zeitraum ist die Weltbevölkerung von 1,65 Milliarden auf 8,0 Milliarden Menschen angestiegen, was etwa einer Verfünffachung entspricht.
Nach Untersuchungen des Instituts für Soziale Ökologie der Universität für Bodenkultur Wien ist die in Anspruch genommene Menge an nicht erneuerbaren Materialien seit dem Jahr 1900 um den Faktor 16 angestiegen, d.h. mehr als 3 Mal so schnell wie der Anstieg der Weltbevölkerung. Zugleich ist die Nutzung erneuerbare Ressourcen von 40 Prozent auf inzwischen 20 Prozent gesunken (näheres auf Englisch hier).
Weiterhin wächst der Materialverbrauch deutlich schneller, als dieser durch Recyclingprozesse kompensiert werden könnte. Die Wirtschaft ist damit fast ausschließlich auf neue Materialien für die Produktion angewiesen. Mehr als 90 Prozent der Materialien werden entweder verschwendet, gehen verloren oder können über Jahre nicht wiederverwendet werden, da sie in langlebige Bestände wie Gebäude oder Maschinen eingeschlossen werden. Auch der globale Verbrauch an fossilen Energien ist immer noch weiter ansteigend.
Um Veränderungen erreichen zu können, bedarf es daher einer grundlegenden Neuorientierung. Wesentliche Elemente müssten die Entwicklung schlanker und wartungsarmer Infrastrukturen und Güter im Öko-Design sein, die in ihrer Gesamtmenge keinen zusätzlichen Materialverbrauch auslösen. Weiterhin wäre hierfür eine stärkere und tatsächlich nachhaltige Nutzung von Biomasse erforderlich.
Die Welt als Ganzes betrachten
Häufig wird kritisiert, dass in der Breite der Bevölkerung der Wunsch nach einer auf Nachhaltigkeit ausgerichteten Wirtschaft zwar vorhanden ist, sich dies aber bei der Produktnachfrage nicht im ausreichenden Maß wiederfindet. Umgekehrt ist auf Kundenseite häufig zu hören, dass viele Produkte zwar mit ökologischen Qualitätsmerkmalen versehen werden, diese aber in der Praxis vielfach nicht den Effekt haben, der in der Werbung versprochen wird.
Die Entscheidungen, die im Umgang mit dem Thema der Nachhaltigkeit und der Ressourcenschonung getroffen werden, sind vor diesem Hintergrund höchst unterschiedlich. Sie reichen von einer völligen Ablehnung (und Leugnens) jeglicher Verantwortung für die Zukunft der Menschheit bis hin zu der Entscheidung, absoluten Verzicht zu üben und sich auf eine ausschließlich nachhaltige Lebensweise zurückzuziehen.
Viele Menschen berücksichtigen das Thema Nachhaltigkeit nach ihrer jeweils persönlichen Meinung und Einschätzung. Die Entscheidung für eine nachhaltige Lebensweise ist damit weitgehend einer messbaren, nachvollziehbaren Systematik entzogen. Politische Maßnahmen, die auf eine größere Berücksichtigung von Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung abzielen, sind daher häufig in der breiten Öffentlichkeit einer starken politischen Kontroverse unterworfen und werden (z.B. bei den Klimaklebern) häufig vorschnell als überzogen abgewertet.
All dies deutet darauf hin, dass es wichtig wird, einen ökologischen Standard für nachhaltiges Verhalten als Maßstab für jeden Einzelnen zu entwickeln, der den Belangen der Erde ausreichend Rechnung trägt und zugleich soviel Akzeptanz (und damit Breitenwirkung) entfaltet, dass sich auch die Wirtschaft dauerhaft darauf einstellen kann.
In Perspektive wird kein Weg daran vorbei führen, die auf der Erde zur Verfügung stehenden Ressourcen insgesamt zu erfassen und hiervon einen Orientierungsrahmen für jeden Einzelnen abzuleiten. Zusammen mit einer Ressourcendeklaration für jedes einzelne Produkt würde jeder dann eine wichtige Grundlage für das eigene Kaufverhalten erhalten.
Vielfach wird das Argument vorgetragen, dass eine gerechte Verteilung der vorhandenen Ressourcen auf alle Menschen der Welt eine erhebliche Absenkung des eigenen Lebensstandards bewirken würde. Wir müssen uns jedoch vor Augen halten, dass unser Wirtschaftssystem immer noch auf Verschwendung und nicht auf die (wiederholte) Nutzung von Ressourcen ausgerichtet ist. Dies gilt es zu korrigieren.
Eine wie von mir beschriebene schrittweise Umstellung würde der Wirtschaft ermöglichen, die notwendigen Anpassungsmaßnahmen so umzusetzen, so dass letztlich für viele Menschen keine Verschlechterung zu erwarten sind. Nur bei denjenigen, die über einen sehr hohen Lebensstandard verfügen, könnte mittelfristig eine Absenkung eintreten.
Fazit
Wenn wir etwas der Erde schulden, dann ist es doch dies: Dass wir einen Weg finden, die uns zur Verfügung stehenden Ressourcen untereinander so aufzuteilen, dass alle davon in Würde und Wohlstand leben können. Dies schließt mit ein, die Ressourcen nur so zu ge-brauchen, dass sie auch nach einer Verwendung weiter voll nutzungsfähig bleiben. Aktuell sind wir von diesem Ziel noch weit entfernt.
Trotz aller Katastrophen, die auf uns zukommen, müssen wir auch weiter fest im Blick haben, dieses Ziel erreichen zu wollen. Es bedarf des Engagements jedes Einzelnen, jedoch im noch viel stärkeren Maß dem Einsatz strukturierten Vorgehens hin zu den Lösungen der Zukunft. Es gilt, eine Perspektive einzunehmen, die schon Erasmus von Rotterdam eröffnet hat. Von einer gelungenen Zukunft in die heutige Zeit zu blicken und das, was heute dazu notwendig ist, davon abzuleiten.
Das ist die Aufgabe, zu der ich mich mit meinem Buch ANNINARRA und meinem Blog Die Zukunft als Möglichkeit verpflichtet habe. Folgen Sie mir in diese neue Welt, und helfen Sie mit, diesem Ziel Leben zu verleihen.
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