Wie planetare Grenzen uns die Zukunft zeigen


Wir wissen, dass alles auf der Welt endlich ist, und damit auch die Ressourcen, die die Erde uns zur Verfügung stellt. Das einzige, was wir tun können, um in eine gute Zukunft zu kommen, ist die Ressourcen zu erhalten und dafür Sorge zu tragen, dass wir sie immer und immer wieder neu verwenden können. Aktuell sind wir noch weit von dieser Idee entfernt, doch wir müssen davon ausgehen, dass sich das schon bald ändern wird. In meinem Buch Anninarra – Die Zukunft als Möglichkeit berichte ich davon. Aus der Not eine Tugend zu machen, ist die Aufgabe der Zukunft.

Der Rohstoffhunger der Welt

Im Jahr 2023 wurden weltweit 106 Milliarden Tonnen Ressourcen verbraucht. Innerhalb von nur 50 Jahren hat die Nachfrage nach Rohstoffen in der Welt um etwa 70 Milliarden Tonnen zugenommen, eine wirklich gewaltige Zahl. Schlimmer noch, müssen wir selbst im allergünstigsten Fall davon ausgehen, dass sich der globale Verbrauch bis zum Jahr 2050 noch einmal mindestens verdoppeln, wahrscheinlich eher verdreifachen wird. Wir können erahnen, dass wir bei solch gewaltigen Dimensionen zwangsläufig die Grenzen der Leistungsfähigkeit unseres Planeten überschreiten werden. Nur die Frage, wann das passieren wird, können wir aktuell noch nicht beantworten. Dass es passieren wird, ist, so wie wir jetzt wirtschaften, unabwendbar.

Erste Anzeichen für eine Ressourcenkrise können wir schon heute erkennen: Die Konflikte nehmen zu, Preise für einzelne Rohstoffe steigen rapide. Am Ende wird die Produktion von Gütern einbrechen, nicht wegen fehlender Nachfrage, sondern weil die Materialien für die Herstellung fehlen. Wir können uns vorstellen, wie es wäre, wenn dies bestimmte Metalle der Informationstechnologie beträfe, wie auf einmal die Kommunikation zusammenbricht oder auch der Verkehr. Viel schlimmer noch wäre es wohl, ginge es um Düngemittel, so dass die Landwirtschaft zum Erliegen kommt. Und wenn gar mehrere Rohstoffe zur gleichen Zeit knapp werden?

Dies alles liegt vor uns. Und doch wird es nicht beachtet, wird nach den Meldungen zum Rohstoffverbrauch der Menschheit schnell wieder auf andere Themen umgeschwenkt. Es drängt sich der Vergleich zur Corona-Pandemie auf: Wie lange schon wurde im Vorfeld vor einer solchen Katastrophe gewarnt, wie schlecht waren alle trotzdem darauf vorbereitet, und wie sehr wird sie sogar noch im Nachhinein geleugnet, weil einfach nicht sein kann, was nicht ein darf? Wir müssen klüger sein, wenn wir die Probleme der Zukunft lösen wollen.

Kreislaufwirtschaft statt „Nehmen-Machen-Wegwerfen“

Wenn wir in der Zukunft ankommen wollen, müssen wir unser Verständnis von Wirtschaften fundamental verändern. Lange Zeit haben die Menschen im Einklang mit der Natur gelebt und das, was der Umwelt entnommen wurde, dieser auch wieder zurück gegeben. Mit dem Einsetzen der Industrialisierung sind wir von dem Pfad der Kreislaufwirtschaft abgewichen. Seitdem werden Güter hergestellt, die nach ihrer Benutzung zum überwiegenden Teil als Abfall deponiert oder vernichtet werden. Dies ist Verschwendung auf höchstem Niveau.

Es liegt auf der Hand, dass diese Art des Wirtschaftens, man nennt sie auch lineare Wirtschaft, kurz über lang scheitern muss, spätestens dann, wenn die Rohstoffe der Erde verbraucht sind. Wir müssen also unser Wissen um die industrielle Fertigung mit den Erfahrungen einer Kreislaufwirtschaft verbinden, wenn wir als Menschheit auf der Erde überleben wollen.

Erste Schritte hierzu werden schon gemacht, zum Beispiel indem Produkte langlebiger genutzt und die Möglichkeiten der Reparatur gefördert werden. Jedoch ist hier noch viel mehr zu tun, damit die Produkte nicht nur länger halten, sondern sich am Ende auch vollständig recyceln lassen.

Aktuelle Herausforderungen im Wirtschaftsprozess

Leider entfernen wir uns aktuell immer noch weiter von dem Ziel einer weltweiten Kreislaufwirtschaft. Dies hängt zum Einen mit einer weiter stark wachsenden Nachfrage nach Rohstoffen zusammen, der auch die Umweltbelastungen und -auswirkungen folgen werden, was die Aussichten auf eine globale Nachhaltigkeit langfristig beschädigen wird.

Weiterhin verharrt der Anteil recycelter Rohstoffen an der gesamten Rohstoffnutzung immer noch bei etwa sechs Prozent, ein niedriger Wert, der umso beschämender ist, je mehr man sich vor Augen führt, dass der Recyclingprozess in der Regel zu Qualitätseinbußen führt, weswegen man aktuell in vielen Fällen eher von einem Downcycling als von einem echten Recycling sprechen muss.

Das nächste Problem ist, dass ein immer höherer Anteil an Ressourcen in Infrastruktur, Gebäuden und Maschinen langfristig gebunden wird. Damit entziehen wir diese Rohstoffe einem Kreislaufsystem und schafft zudem die Notwendigkeit, den Bestand mithilfe weiterer Rohstoffe langfristig zu sichern. Wir brauchen daher auch hier Produktionsweisen, die mit viel weniger Ressourcen auskommen als bisher.

Es hört sich erst einmal gut an, dass deutlich mehr Biomasse hergestellt wird als noch vor einhundert Jahren, jedoch wird nur der geringste Teil der Biomasse tatsächlich auch nachhaltig produziert. Hierdurch ist der Nutzungsdruck von Land sehr stark angestiegen, welche eine Konkurrenzsituation zwischen der Bereitstellung von Nahrung und Futter für eine wachsende Bevölkerung mit sich ändernden Ernährungsgewohnheiten, für Biokraftstoffe, als Ersatz für nicht erneuerbare Materialien in Energie- und Materialanwendungen und für den Erhalt der Artenvielfalt nach sich zieht. Der Schaden, den die grüne Wirtschaft hierdurch anrichtet, ist immens.

Schließlich ist auch darauf hinzuweisen, dass sich ein großer Teil der Rohstoffgewinnung auf relativ wenige Volkswirtschaften verteilt. So wurden im Jahr 2020 mehr als ein Drittel aller Rohstoffe (rund 31,3 Milliarden Tonnen) in China gefördert, gefolgt von 7,6 Milliarden Tonnen in den Vereinigten Staaten von Amerika, 6,6 Milliarden Tonnen in Indien und 4,8 Milliarden Tonnen in Brasilien. Gewinnung, Transport und Verarbeitung der Rohstoffe lösen immense Umweltprobleme aus, die es zu lösen gilt. Der Einsatz fossiler Brennstoffe verstärkt diese Problemlagen noch um ein Vielfaches.

Der Weg in die Zukunft

Angesichts dieser und vieler anderer Herausforderungen wäre es durchaus menschlich, in Mutlosigkeit zu versinken. Dagegen steht das Verständnis und die Bereitschaft vieler Menschen, dem aktiv etwas entgegen zu setzen. Sie leisten schon jetzt einen aktiven Beitrag für eine bessere Zukunft, zum Beispiel durch Maßnahmen, wie sie auch von footprintnetwork.org aufgelistet werden. Auch die Politik und die Wissenschaft ist nicht untätig und leisten viel. Und zugleich wissen wir alle, dass dies noch lange nicht genug sein wird.

Zunehmend erhebt sich die Forderung nach neuen internationalen Organisationen, die den Prozess zu einer Kreislaufwirtschaft viel intensiver als bisher steuern sollten. Aus meiner Sicht ist dies nicht nur erforderlich, um den Rohstoffverbrauch durch eine Kreislaufwirtschaft zu begrenzen, sondern auch, um die Rohstoffe über die Welt gerecht zu verteilen. Immer noch verbrauchen Menschen in Ländern mit niedrigen Einkommen im Durchschnitt nur etwa 15 Prozent der Materialien und sind nur für ein Zehntel der Klimaauswirkungen von Menschen mit hohem Einkommen verantwortlich. Es ist kein Wunder, dass Menschen, denen man durch unseren Konsum die Grundlagen des Lebens vorenthält, zu uns kommen wollen, um auch ein wenig von dem Glück der Welt abzubekommen.

Doch die zentrale Frage bleibt damit unbeantwortet: Wie kann es gelingen, weltweit in einen gerechten Aushandlungsprozess über die Verteilung der Ressourcen dieser Welt zu kommen? Wie können wir uns der Macht des Faktischen entziehen, dass diejenigen, die (Ressourcen) haben, immer noch mehr bekommen?

Spätestens dann, wenn der Druck auf die Rohstoffe immer größer wird, wird die Notwendigkeit, zu weltumspannenden Lösungen zu kommen, in den Vordergrund treten. Denn die Vernetzung in der Welt ist zu stark, als das irgendjemand davon profitieren könnte, auf Abgrenzung zu setzen. Die Vorstellung, man müsste die Mauern nur hoch genug bauen, um sich vor den Problemen der Welt zu schützen, ist einfach nur naiv und wird zu nichts führen außer zum Elend derjenigen, die darin werden leben müssen.

Zugleich ist aber auch klar: Je länger wir abwarten, desto schwerer wird es, die erforderlichen Veränderungsprozesse vorzunehmen. Daher müssen wir so bald wie möglich beginnen, uns auf den Weg zu machen.

Dazu gehört auch, jedem Einzelnen einen Maßstab zu verschaffen, mit dem er oder sie verstehen kann, wie ressourcenschonend Produkte hergestellt wurden und welcher Anteil an Ressourcen ihm oder ihr persönlich zur Verfügung stehen. Es geht nicht darum, Menschen ein schlechtes Gewissen zu machen, sondern eine Sensibilität zu erzeugen, dass wir nur mit der Kreativität aller auf diesem Planeten werden überleben können. Wir müssen damit beginnen, einen Ausgleich der Menschen untereinander herbeizuführen, damit alle Menschen auf der Welt wirklich gut leben können.

Fazit

Aus den vor uns liegenden Krisen wird es nur einen Ausweg geben: Einen Weg zu finden, die Ressourcen dieser Welt gleichmäßig auf alle Menschen dieser Welt aufzuteilen. Jedem Menschen den gleichen Anteil an Lebenschancen zuzuteilen. Wettbewerb wird dann nicht mehr stattfinden über den Umfang an Ressourcen, den man besitzt, sondern über die Art und Weise, wie die Ressourcen genutzt werden.

Eine Zukunft kann es nur geben, wenn wir die Grenzen unseres Planeten achten und uns in die Lage versetzen, Rohstoffe nicht mehr zu ver-, sondern zu ge-brauchen, damit wir sie nach Nutzung wieder vollständig als neue Rohstoffe in unseren Wirtschaftskreislauf zurückgeben können.

Christian Buske
Christian Buske

Ich lebe und arbeite in Schleswig-Holstein. Die täglichen negativen Schlagzeilen im Weltgeschehen und die literarische Umsetzung in Endzeitdramen und Dystopien veranlassten mich, einen Gegenentwurf zu entwickeln. Wie kann eine Welt aussehen, in der die grundlegenden Probleme der Menschheit wie Krieg, Hunger und Umweltzerstörung gelöst und ihr dauerhaftes Überleben auf der Erde gesichert wäre?